Experten-Interview mit Enrico Knapp
Digitalisierung von Geschäftsprozessen mit Power Platform Lösungen
abtis GmbH / 18. Oktober 2022Du verstärkst seit September 2022 das Team abtis als Lead Consultant für das Thema Power Platform am Standort Berlin. Möchtest du dich kurz vorstellen?
Enrico Knapp: Ich bin seit 16 Jahren in der IT-Beratung tätig und habe in den vergangenen 13 Jahren meinen Fokus auf das Thema Digitalisierung von Geschäftsprozessen gelegt. Dabei geht es mir einerseits darum, alltägliche Vorgänge durch smarte Prozesse und Anwendungen zu vereinfachen, um Zeit freizusetzen oder die Qualität eines Prozesses zu erhöhen und andererseits darum, dass diese Lösungen langfristig und sicher betrieben werden können.
Dein Fokus liegt im Bereich Power Platform. Mit welchen Themen beschäftigst du dich hier schwerpunktmäßig und was zeichnet deine Arbeit bei der abtis aus?
Enrico Knapp: Mir ist wichtig, zusammen mit unseren Kund:innen eine übergreifende Plattformstrategie zu entwickeln und einen sicheren Betrieb dauerhaft zu gewährleisten. Um langfristig den Überblick über die entstehenden Power Platform Lösungen zu behalten, spielen hier die Themen Power Platform Governance und Application Life Cycle Management hinein, die sich unter anderem der Frage widmen, wie laufende Anwendungen auf korrekte Funktionsweise hin überprüft und ggf. gewartet werden können, ob es ein Aufbewahrungs- und Löschkonzept für Daten gibt usw. Darüber hinaus beschäftige ich mich mit der Bestandsaufnahme von Prozess-Tools und Individuallösungen bei unseren Kund:innen, um aus einer damit erstellten Landkarte Potenziale für die Modernisierung und Harmonisierung dieser Lösungen abzuleiten.
Was begeistert dich an deinem Thema besonders?
Enrico Knapp: Ich freue mich immer, wenn wir einen Prozess nicht einfach digitalisieren, sondern gleichzeitig auch einen Schritt zurück gehen können und die dahinterliegende Arbeitsweise hinterfragen. Damit können wir schauen, wo im Zuge der Digitalisierung noch zusätzliche Potenziale gehoben werden können. Wenn eine Tätigkeit, die vorher einfach zeitraubend und nervig war, jetzt auf Knopfdruck zuverlässig und schnell erledigt werden kann und damit Zeit für andere Themen geschaffen wird, bin ich richtig zufrieden.
Was ist aus deiner Sicht die größte Chance oder größte Herausforderung für den Mittelstand?
Enrico Knapp: Ich erlebe immer noch oft, dass das Thema Digitalisierung entweder nicht präsent genug ist oder die Personen, die im Unternehmen die Impulse geben könnten, nicht mit den nötigen zeitlichen und technischen Ressourcen ausgestattet werden. Hier denke ich vor allem an die Personen, die die eigentlichen Prozesse bedienen und treiben, häufig vorher wenig bis keinen Bezug zur Technik hatten, sich aber auf Low-Code-No-Code Plattformen einlassen würden, wenn Sie damit ihre Prozesse verbessern könnten. Allerdings sehen sie sich zu oft unternehmensinternen Widerständen ausgesetzt oder werden entmutigt. Umso wichtiger finde ich es, diesen Personen eine Umgebung zu geben, in der sie lernen und ihre Lösungen selbst erstellen können, die gleichzeitig aber so technisch moderiert wird, dass die Sicherheits- und Datenschutzinteressen des Unternehmens gewahrt bleiben. Die Power Platform bietet hier eine optimale Grundlage für beide Seiten.
In welchen Szenarien ist die Verwendung von Power Platform - Lösungen sinnvoll für Unternehmen?
Enrico Knapp: Das ist ein sehr breites Feld. Die Plattform eignet sich sehr gut zur Automatisierung von Abläufen, die heute vollständig oder teilweise manuell bedient werden müssen, zum Beispiel die Erstellung von Dokumenten oder die Übertragung zwischen mehreren Systemen. Genauso ist es immer ratsam zu prüfen, ob eine Indiviudalsoftware im Haus durch eine Power Platform Lösung abgelöst werden kann, um zukünftig leichter und selbständig Änderungen und Anpassungen vornehmen zu können. Aber auch für Anwendungsfälle ohne bestehende Lösungen eignet sich die Plattform sehr gut, zuletzt haben wir zum Beispiel Lösungen für das Onboarding neuer Mitarbeitender oder die Unterstützung von Adressverwaltungen auf Messen umgesetzt.
Welche Schwachstellen oder potenzielle Stolpersteine siehst du hier für Unternehmen?
Enrico Knapp: Die Power Platform ist kein Allheilmittel. Wie auch bei jeder anderen Technologie muss ständig hinterfragt werden, ob sie ein geeignetes Fundament für die angestrebte Lösung ist. Wir sehen immer wieder Power Platform basierte Lösungen, bei denen eine individuelle Programmierung oder ein Script die bessere Option gewesen wäre, weil technische Limits der Plattform überschritten werden. Hier gilt es also ein gutes Gespür dafür zu entwickeln, die Stärken der unterschiedlichen Plattformen zu nutzen und nicht alles mit einer einzigen Technologie lösen zu wollen.
Ein weiterer potenzieller Stolperstein ist, dass ich nicht automatisch zum Beispiel ein guter Workflow-Modellierer werde, nur weil ich Power Automate bedienen kann. Ich muss mich mit anderen Mitarbeitenden über Ansätze und Lösungen austauschen, um gemeinsame Standards zu schaffen und voneinander zu lernen und so die Wartbarkeit und Anpassbarkeit meiner selbst erstellten Lösungen sicherzustellen. Hier regen wir regelmäßig die Schaffung einer internen Community of Practice an.
Wo fange ich an, wenn ich mit meiner digitalen Reise als Unternehmen so richtig Fahrt aufnehmen möchte? Wie gehe ich das bestmöglich an? Hast du für unsere Kund:innen ein paar gute Tipps aus deiner Erfahrung?
Enrico Knapp: Ich finde es wichtig, sich erst einmal zu fragen "Warum will ich Digitalisierung?" und "Wann ist für mich Digitalisierung im Haus gelungen?". Diese Fragen können Leitstern und Zielstellung für alle Beteiligten werden und geben den Anspruch und den Rahmen vor. Als nächsten Schritt ist es wichtig, den Rahmen weiter auszudefinieren: Wie zentral oder dezentral soll Digitalisierung praktisch erfolgen. Einige Anwendungen müssen sicher zentral gedacht und umgesetzt werden, weil sie das ganze Haus oder kritische Prozesse betreffen. Aus meinen Erfahrungen bleibt aber viel Potenzial ungenutzt, wenn man nicht auch allen Mitarbeitenden zumindest einen Teil der Werkzeuge in die Hand gibt, sich selbst Lösungen für ihren Alltag zu bauen. Diese sind oft Grundlage für die Verbesserungen, von denen schließlich das ganze Haus profitieren wird.
Welche Unterstützung können speziell mittelständische Unternehmen in deinem Bereich erhalten?
Enrico Knapp: Wir begleiten unsere Kund:innen dabei, einen moderierten Raum für individuelle Lösungen durch die Mitarbeitenden selbst zu schaffen. Dazu gehören natürlich auch entsprechende Qualifizierungen der Mitarbeitenden und der Key User:innen, die ihrerseits Ansprechpartner:innen im Unternehmen werden, wenn es um Fragen zu Power Platform geht. Neben diesen öffentlichen, moderierten Umgebungen schaffen wir mit unseren Kund:innen eigene Umgebungen für kritische Apps, deren Betrieb jederzeit sichergestellt sein muss, setzen diese gemeinsam mit ihnen um oder übernehmen vollständig die Umsetzung.
Im Webcast "Power Platform als Innovationsmotor" mehr erfahren
Melden Sie sich jetzt für unseren Webcast am 24. November um 10 Uhr an. Enrico Knapp gibt Ihnen weitere Impulse mit auf den Weg, um sicher mit den steigenden Komplexitäten in Ihrer Power Platform Umgebung umgehen zu können.
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