Windows 365 oder Azure Virtual Desktop?
Eine Gegenüberstellung
Matthias Kirchenbauer / 04. August 2021Windows 365 ist seit Montag der „Cloud-PC“ und als neue Windows Device-Kategorie über Microsoft 365 buchbar. Wir haben hierüber in unserem letzten Beitrag berichtet.
Doch funktional hat Windows 365 viele Überschneidungen zum vorhandenen Angebot „Azure Virtual Desktop“. Seit der Ankündigung wurden wir schon häufiger gefragt, wo sich die beiden Angebote differenzieren und welche Lösung die Richtigere sei.
Wie so häufig ist die Antwort hierbei „it depends“, denn sie beginnt bei der Frage der Betriebsverantwortung (SaaS vs. IaaS & PaaS), wie und für welche Zwecke die Virtual Desktops genutzt werden sollen und letztlich spielt das Abrechnungsmodell eine weitere Rolle, da Windows 365 pro User klar kalkulierbar ist, während Azure Virtual Desktop im Schwerpunkt auf Basis Compute Hours verrechnet wird.
Für eine bessere Übersicht haben wir die beiden Modelle tabellarisch gegenübergestellt. Hierbei unterschlagen wir das Modell „Windows 365 Business“, da wir es für den Einsatz in professionell betriebenen IT-Umgebungen nicht für geeignet halten.
Windows 365
Enterprise
Betriebsmodell
SaaS, Betrieb der darunterliegenden Infrastruktur durch Microsoft.
Ausnahme: Virtual Network
Use Case
Persönlicher Desktop für Office und Business-Anwendungen
Sizing
Vorgegebener Katalog an VM-Größen, Änderungen des Sizings durch Buchung eines anderen Plans für den jeweiligen Benutzer
Initial-Deployment
Empfohlen: Deployment eines Standard Images aus der Microsoft-Galerie, Installation Anwendungen durch MEM. Alternativ Upload eines Custom Images
Image Pflege
Pflege des Cloud-PCs durch dieselben Tools wie bei Desktop PCs oder Laptops (MEM)
Benutzerprofil
Kein servergespeichertes Profil, stattdessen Enterprise State Roaming und OneDrive Known Folder Backup
Bezahlmodell
Seat-based, klar kalkulierbar
(Benutzer * Plan/Monat)
Desginpunkt
Einfachheit im Betrieb
Azure Virtual Desktop
(Personal)
Betriebsmodell
PaaS (für Management Tools),
IaaS für Compute Resources / Storage / Virtual Network
Use Case
Persönlicher Desktop für Office und Business-Anwendungen, GPU-Beschleunigung für z.B. CAD möglich
Sizing
Flexible Auswahl an Azure VM Series
Initial-Deployment
Erstellung eines Golden Images, optional ergänzt um MSIX App Attach
Image Pflege
Pflege des Cloud-PCs i.d.R. durch dieselben Tools wie bei Desktop PCs oder Laptops (MEM), alternativ Re-Deployment von aktualisierten Golden Images
Benutzerprofil
Enterprise State Roaming und OneDrive Known Folder Backup, sowie (optional) servergespeicherte Profile mittels FSLogix
Bezahlmodell
Usage-Based, bedingt schätzbar durch Power-On-Connect
Designpunkt
Flexibilität
Azure Virtual Desktop
(Pooled)
Betriebsmodell
PaaS (für Management Tools),
IaaS für Compute Resources / Storage / Virtual Network
Use Case
Multisession-Umgebung, vergleichbar mit Terminal Servern, Remote Apps
Sizing
Flexible Auswahl an Azure VM Series
Initial-Deployment
Empfohlen: Erstellung eines Golden Images, ergänzt durch MSIX App Attach
Image Pflege
i.d.R. Re-Deployment von aktualisierten Golden Images
Benutzerprofil
Servergespeicherte Profile mittels FSLogix, optional Enterprise State Roaming und OneDrive Known Folder Backup
Bezahlmodell
Usage-Based, vorab nur bedingt schätzbar beim Einsatz von Auto-Scaling und Power-On-Connect
Designpunkt
Flexibilität
Zusammengefasst ist die “bessere” Lösung klar von der individuellen Ausgangssituation abhängig. Windows 365 folgt dem Prinzip „Keep it simple“ und ist eine schnell bereitzustellende Lösung mit minimalem Administrationsaufwand. Azure Virtual Desktop bietet dagegen mehr Flexibilität für unterschiedliche Use Cases – die aber nicht immer erforderlich ist und operativ begleitet werden muss, wenn auch deutlich einfacher als in On-Premises-Umgebungen.